In meinem Apotheken Alltag sehe ich immer mehr Kunden, die mit Einmalhandschuhen bewaffnet die Apotheke betreten und sich dadurch vermeintlich vor einer Übertragung des Coronavirus sicher fühlen. Aber ist das auch so?
Einmalhandschuhe schützen nur bei richtiger Anwendung und auch nur bedingt vor Viren, sagen die Experten. Beachten wir das nicht und ziehen sie einfach nur über und fühlen uns geschützt, ist das sehr problematisch. Denn auch und gerade mit Handschuhen fassen wir alles ungehemmt an und können so Erreger weiter geben. Ausserdem wird das Material der Einmalhandschuhe schnell porös und es entstehen Minilöcher, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind, wenn sie länger getragen werden. Macht selber das Experiment. Nimmt einen getragenen Handschuh, füllt ihn mit Wasser und guckt mal, ob ihr damit eure Blumen gießen könnt. Damit ist der Schutz dann auch nicht mehr gegeben.
Bieten denn Einmalhandschuhe überhaupt Schutz vor dem Virus?
Am Besten gucken wir uns noch mal den Übertragungsweg an. Der Hauptübertragungsweg des SARS-CoV-2 ist die Tröpfcheninfektion. Also eine Übertragung der Viren durch Tröpfchen, die beim Husten, Niesen und feuchter Aussprache entstehen und beim Gegenüber über die Schleimhäute von Nase und Mund aufgenommen werden. Möglich ist auch eine Übertragung durch das Berühren der Schleimhäute von Nase, Mund oder Augen durch die Hände, an denen vielleicht Viren haften. Folglich bieten Einmalhandschuhe keine Schutz vor der Übertragung.
Darf ich mir mit Handschuhe ins Gesicht fassen?
Experten raten daher ab, beim Einkaufen Einmalhandschuhe zu tragen. Sie halten es sogar für unsinnig und gefährlich, da es weder dem Schutz vor eigener Ansteckung dient, noch andere Personen vor der Weitergabe des Virus schützt. Auch mit und ohne Handschuhe dürfen wir uns nicht ins Gesicht fassen!
Was passiert sonst noch, wenn ich Einmalhandschuhe trage?
Tragen wir die Handschuhe länger, fangen die Hände schnell an zu schwitzen. So entsteht ein feucht warmes Milieu unter den Handschuhen, in dem sich andere Keime, wie Bakterien und Pilze, wunderbar vermehren können. Und der Säureschutzmantel, also der Eigenschutz der Haut, leidet und Keime können leichter in die Haut eindringen und Entzündungen, Juckreiz und Allergien verursachen. Auf den Handschuhen sammeln sich ebenfalls Keime, nur mit einem Unterschied, mit Handschuhen waschen wir uns die Hände nicht.
Für wen sind den Einmalhandschuhe sinnvoll?
Für Ärzte und Pfleger ist das Tragen von Einmalhandschuhen im klinischen Bereich sinnvoll. Laut Experten, gehört es zur Basishygiene wenn Kontakt mit potentiell infektiösem Material zu erwarten ist. Ausserdem sind Fachkräfte richtig geschult im An- und Ausziehen und in der richtigen Entsorgung von Handschuhen. Nach dem Tragen waschen sie sich sofort die Hände.
Was bleibt?
Das einzig Richtige, um sich vor der Übertragung von Viren zu schützen, ist gründlich Händewaschen und zwar mit Seife, mindestens 20-30 Sekunden lang. Das ist gefühlt eine halbe Ewigkeit, lohnt sich aber einzuhalten. Falls man nicht zählen möchte, so kann man auch zwei mal hintereinander `Happy Birthday`singen. Das macht vielleicht mehr Spaß.
Wenn man gerade kein Wasser und keine Seife zur Hand hat, so ist das Desinfizieren mit Handdesinfektionsmittel eine gute Alternative. Da sind die Zeiten übrigens genauso lang wie beim Hände waschen. Ausserdem gilt es die eigenen Schleimhäute möglichst nicht zu berühren. Das verhindert, dass Übertragen der Viren von den Händen in den eigenen Körper.
Wer die Erfahrung gemacht hat, dass er sich mit Handschuhen weniger oft ins Gesicht fasst, muss auf das Tragen von Handschuhen nicht verzichten. Statt Einmalhandschuhe können Sie stattdessen Baumwollhandschuhe tragen. Das ist besser für die Gesundheit Ihrer Haut und schont Ressourcen.
Passen Sie gut auf sich und Andere auf!
Quelle: Robert-Koch-Institut, Dr. Peter Walger (Vorstand Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene), Quarks WDR
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