Kannst du Deinen Partner noch riechen oder warum ich jeden Morgen an meinen Rosen rieche…
Verlasse dich auf dein Riechorgan als Corona-Frühwarnsystem, denn eine internationale Befragung von 4000 Patienten hat ergeben, dass eine Coronavirus-Infektion mit dem Verlust des Geruchssinns einhergehen kann. Diese Studie ist zwar erst in der Preprint-Version veröffentlicht worden, aber auch andere Wissenschaftler haben diese Beobachtung schon gemacht und festigt sich immer mehr.
Auch in der Heinsberg-Studie hat Prof. Streek des Universitätsklinikum Bonn festgestellt, dass das fehlende Riechen und Schmecken häufig das einzige Symptom war, unter denen die leicht erkrankten Personen gelitten haben. So konnte eine Mutter in Heinsberg die vollen Windeln ihres Kindes nicht mehr riechen, ein Mann hat sein Shampoo nicht mehr wahrgenommen oder eine Krankenschwester hat mit Essigessenz ihren Geruchssinn selbst getestet.
Kann es sich denn nicht doch um einen grippalen Infekt handeln?
Der Unterschied zu einem grippalen Infekt ist, dass keiner der Erkrankten zusätzlich an einer verstopften Nase oder Fließschnupfen litt. Oft schwillt die Nasenschleimhaut bei einem unkomplizierten grippalen Infekt durch Entzündungsprozesse an und das Atmen, das Riechen und auch das Schmecken fällt einem deutlich schwerer. Nach Abklingen der Entzündung kommt das Riechen nach ca. 8-10 Tagen zurück. Bei den Corona-Erkrankten in Heinsberg hielt der Riechverlust bis zu 14 Tagen an und weitere Symptome fehlten oft.
Wofür brauchen wir unseren Geruchssinn?
Bei manchen Gerüchen frage ich mich öfters, warum kann oder muss ich das jetzt riechen? Meistens eher bei den übelriechenden Geruchsattacken.
Der Geruchssinn hat evolutionär gesehen einen wichtigen Einfluss auf unser Überleben. Er warnt uns vor verdorbenen Nahrungsmitteln und vor gesundheitsschädlichen Gasen oder Dämpfen. Er hilft uns bei der Partnerwahl. Kann ich meinen potentiellen Partner gut riechen, dann stimmt die ‘Chemie’ zwischen uns, denn die Duftmoleküle, die ein Mensch absondert gibt Informationen über die Beschaffenheit des Erbgutes wieder. Damit wird sichergestellt, dass mögliche Nachkommen mit besonders gutem Erbgut ausgestattet werden. Die Wahrscheinlichkeit des Überlebens wird damit erhöht. Er hilft Neugeborenen direkt nach der Geburt die überlebenswichtigen Brüste der Mutter zu finden. Er hilft Schwangeren, die ein besonders stark ausgeprägten Geruchssinn haben, das ungeborene Kind vor schädlichen Einflüssen durch Nahrung und Umwelt zu schützen. Außerdem ist der Geruchssinn eng mit dem Geschmackssinn gekoppelt, so dass es uns ein differenziertes Geschmackserlebnis schenkt, dass unser Leben bereichert und sich auch sehr gut trainieren lässt.
Was kann unseren Geruchssinn noch beeinträchtigen?
Rauchen, häufiger Kontakt mit Chemikalien oder Staub lässt die Fähigkeit des Riechens verkümmern. Menschen, die ihren Geruchssinn verloren haben, leiden an sogenannter Anosmie. Es kann verschiedene Gründe haben, warum Geruchsnerven zerstört sind. Zum Beispiel durch chronische Entzündungen, Allergien, Parkinson-Erkrankunen, Alzheimer-Erkrankungen oder auch Hirntumore.
Ist der Geruchsverlust erstmal da, wird er von vielen Betroffenen als starke Belastung und starke Einschränkung der Lebensfreude wahrgenommen. Da nicht nur die Freude des Schmeckens fehlt, sondern auch die Eigenkontrolle des Körpergeruchs fehlt, ziehen sich Betroffene immer mehr aus ihrem sozialen Umfeld zurück und leiden an psychischen Problemen.
Gibt es schon eine Erklärung für den Verlust des Riechens bei einer Corona-Infektion?
Leider nein! Man weiß nur, dass das Nasenepithel ACE2-Rezeptoren aufweist, an dem das Virus andockt, aber eine Erklärung für das Symptom ist das nicht.
Wenn Du also bei dir einen vorübergehenden Geruchsverlust ohne weitere typischen Erkältungssymptome feststellst, dann treffe entsprechende Maßnahmen und isoliere dich selber oder trete mit dem Gesundheitsamt in Kontakt und lass dich auf Corona testen. Das ist auch das was Wissenschaftler fordern, diese Personen sollten genauso isoliert werden, wie andere an Covid-19 erkrankte Menschen.
Da bin ich doch froh, wenn ich jeden Morgen den Duft meiner Rosen riechen kann und nehme auch andere nicht so schöne Düfte gerne in Kauf 😉
Quelle: Prof. Hendrik Streeck, Leiter des Instituts für Virologie Universitätsklinikum Bonn, Planet Wissen, More than smell
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