Der Winter ist zwar vorbei, der Frühling zeigt sich bereits in seiner ganzen Farbpracht, die Sonne lacht immer häufiger und wärmer – doch dieses Jahr ist alles anders…. mehreren Und so verwundert es nicht, dass wir aktuell auch noch im Mai oft in der Ahrtor Apotheke gefragt werden:
„Wie kann ich eigentlich mein Immunsystem am besten stärken?“
Eine wirklich gute und wichtige Frage.
Denn bestmögliche Immunkräfte, ein schlagfertiges Abwehrsystem – das wünschen Sie und auch wir in der Apotheke uns in dieser Zeit der Corona-Pandemie ganz besonders. Schließlich wollen wir diese ohnehin belastende und zeitlich bislang noch nicht überschaubare Phase gut und eigentlich gern mit weniger Sorge und Gedanken überstehen.
Die Frage, ob wir uns gewappnet fühlen können für den Fall der Fälle, dass wir eine Infektion erleiden, treibt uns um.
Wie oft haben wir uns eigentlich in den letzten Jahren durch Infekte geschwächt oder krank gefühlt? Wie lange hat es gebraucht, um wieder fit und gesund zu werden? Waren es lediglich einige wenige Tage – oder haben wir manchmal auch mehrere Wochen bis zur endgültigen Gesundung gebraucht? Mussten wir vielleicht sogar das Bett hüten, brauchten Krankschreibungen, mussten Antibiotika einnehmen?
Es ist gut und sinnvoll frühzeitig vorzubeugen durch eine Immunstärkung. Nicht erst im Erkrankungsfall an das Immunsystem denken. Denn entscheidend dafür, ob wir uns mit einem Virus, einem Bakterium oder einem Pilz infizieren, wie schwer wir daran erkranken und vor allem wie gut es unser Körper schafft, diesen Keim dann zu bekämpfen, ist unser Immunsystem.
Aber was ist für ein starkes Immunsystem überhaupt wichtig und was kann ich tun, um meine Abwehrmöglichkeiten zu trainieren? Muss ich mir dafür teure Präparate kaufen oder gibt es auch Möglichkeiten, die mich gar nichts kosten?
Bevor ich zu diesen Fragen komme, möchte ich Euch erstmal unser faszinierendes Immunsystem ganz kurz vorstellen:
Viren, Bakterien und entartete Körperzellen konfrontieren unseren Körper jeden Tag unsichtbar für uns. Gottseidank brauchen wir uns in der Regel darum gar keine großen Gedanken und Sorgen zu machen. Denn unser angeborenes Immunsystem (= unspezifische Abwehr) reagiert sofort, wenn es einen Angriff dieser kleinen Bösewichter oder einen drohenden Schaden erkennt. Es schlägt umgehend ALARM – ähnlich wie bei der Feuerwehr. Anstatt mit Wasser arbeitet unser angeborenes Immunsystem aber mit verschiedenen Botenstoffen, die umgehend gebildet werden, um die umliegenden Zellen zu schützen.
Diese sind auch dafür verantwortlich, dass wir uns zunehmend krank oder aber auch ganz plötzlich krank fühlen, dass eine Entzündung entsteht und sich vielleicht sogar Fieber entwickelt. Unser angeborenes Immunsystem tritt also ganz schnell in Aktion, sorgt beispielsweise dafür, dass Bakterien, die durch eine kleine Wunde in unsere Haut eingedrungen sind, innerhalb weniger Stunden dort aufgespürt und zerstört werden. Andererseits ist das unspezifische, angeborene Immunsystem aber nur begrenzt in der Lage die Ausbreitung von Keimen zu verhindern.
Deshalb bildet dieser Teil unseres Immunsystems nicht nur umgehend die schnell hilfreichen Botenstoffe und Fresszellen, sondern bewirkt mit seinem Alarm auch eine Aktivierung des 2. Teils unseres Immunsystems:
Das sogenannte adaptive oder erworbene Immunsystem (= spezifische Abwehr) kommt nun nämlich auch zum Einsatz: es richtet sich gezielt gegen den Erreger, der die Infektion verursacht. Dazu muss die erworbene Abwehr den Erreger aber erst einmal erkennen. Sie braucht deshalb länger als die unspezifische Immunabwehr, besitzt dafür aber auch eine größere Treffsicherheit.
Die wichtigsten Mitspieler hier im erworbenen Immunsystem werden nun im 2. Schritt einer Infektion aktiv: weiße Blutkörperchen. Die sog. B-Lymphozyten produzieren im Laufe der nächsten Infektionstage die spezifisch benötigten Antikörper gegen die Infektionserreger. Die sog. T-Lymphozyten überwachen unsere Körperzellen auf krankhafte Veränderungen.
T-Helferzellen fungieren quasi als die Dirigenten unseres Immunsystems, und die T-Killerzellen können infizierte Zellen und Tumorzellen direkt zerstören.
Unser Abwehrsystem verfügt also über eine ganze Armada an Abwehrwaffen, die im Idealfall effektiv Eindringlinge bekämpft und zugleich ständig so kontrolliert, dass einerseits Krankheitserreger und Krebszellen vernichtet werden, aber das körpereigene Gewebe unterschieden und nicht angegriffen wird.
Erkrankungen des Immunsystems liegen dann vor, wenn es Abwehrreaktionen gegen Substanzen zeigt, die es eigentlich ignorieren sollte, also körpereigene Gewebe: dies ist bei Allergien und Autoimmunerkrankungen(z.B. Rheumatoide Arthritis, Diabetes-Typ-1, Multiple Sklerose MS, Schilddrüsenüberfunktion Morbus Basedow u.a.) der Fall.
Oder umgekehrt bei Immundefekten, bei denen das Immunsystem keine Abwehrreaktion zeigt, obwohl Viren oder Bakterien eingedrungen sind oder Zellen sich verändert haben. Angeborene Immundefekte sind glücklicherweise selten und machen sich bereits im Kindesalter bemerkbar. Von Bedeutung im Erwachsenenalter sind vor allem Immunschwächen, die durch eine erforderliche Behandlung ernster Erkrankungen als Folge entstehen, beispielsweise nach Krebsbehandlung mit Zytostatika, nach Organtransplantationen, um eine Abstoßungsreaktion zu verhindern oder als Begleitkomplikation einer HIV-Infektion, wenn das Vollbild der Krankheit AIDS nicht verhindert werden konnte.
Ganz wichtig also für uns zu wissen: auch häufig auftretende Infekte sind in der Regel keine Immunschwäche, also keine angeborene oder erworbene Immunschwäche, keine Erkrankung.
Dennoch werden viele von Euch nicht ganz zufrieden sein mit der bisherigen Leistung ihrer Abwehrkräfte.
Stimmt die Balance in meinem Abwehrsystem noch – oder ist sie vielleicht durch verschiedene Störfaktoren verschoben?
Ist da noch Luft nach oben – hin zu einer starken Abwehr, die häufige Infekte wirksam zu verhindern weiß?
Was also können wir frühzeitig bedenken, ändern oder auch einfach tun, um unser Immunsystem topfit zu machen?
Es gibt viele Einflussgrößen, die wir so gestalten können, dass sie sich positiv auf unsere Abwehrkräfte auswirken. Schauen wir sie uns doch einfach mal an:
Ernährung
Jeder von Euch kennt die Bedeutung einer gesunden Ernährung auf unser Wohlbefinden, unsere Leistungsfähigkeit und unsere Gesundheit.
Und auch unser Immunsystem ist darauf angewiesen durch eine ausgewogene und vitaminreiche Ernährung all das zu erhalten, was es benötigt, um optimal zu funktionieren. Dazu zählt nicht nur das bekannte Vitamin C und Zink,sondern besonders auch Vitamin D, von dem meine liebe Kollegin Tina Eich schon viel berichtet hat. Wer unsicher ist, ob sein Vitamin-D-Wert wirklich gut ist, kann ihn einfach als Igel-Leistung bei der nächsten Blutuntersuchung mitbestimmen lassen und ggf. schnell unterstützen.
Generell gilt eine mediterrane Ernährungsweise mit täglichen mehreren Portionen an frischem Obst und Gemüse als ein guter Baustein für ein fittes Immunsystem.
Bewegung & Sport
Bewegung hält uns fit! Regelmäßige Spaziergänge an der frischen Luft kurbeln unseren Kreislauf an und regen unsere Haut dazu an das Sonnenvitamin D zu synthetisieren. Und – sportliche Betätigung kräftigt auch unser Immunsystem! Radeltouren, Spaziergänge, Nordic Walking, Jogging, Schwimmen, Golf, Wanderungen…. – all diese Aktivitäten und Bewegungen stärken unsere Abwehrkräfte.
Allerdings – Achtung Einschränkung – all das nur in einem Ausmaß, das Euer Körper nicht als Stress ansieht. Das bedeutet, dass Überschreitungen der individuellen Grenzen des Wohlbefindens auch hier für den Körper Stress bedeuten können. Zu viel sportlicher Ehrgeiz belastet Euer Immunsystem durch erhöhte Ausschüttungen von Hormonen wie Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol, die den Körper in eine „Notsituation“ versetzen und daher unser Immunsystem schwächen.
Stress
Unsere Abwehrkräfte werden nicht nur durch Parameter, die wir im Labor messen lassen können, bestimmt, sondern auch durch Stimmungslagen, die uns psychisch belasten: negativer Stress, Angst, Ärger, Einsamkeit können dazu führen, dass wir angreifbarer werden und unsere Infektanfälligkeit steigt.
Eine eigene Fachrichtung ist mittlerweile entstanden: die Psycho-Neuro-Immunologie erforscht die Zusammenhänge zwischen Psyche und Immunsystem.
Hilfreich auf dem Weg zu einem effektiveren Immunsystem könnte es sein, wenn wir negative Gefühlszustände erstmal als solche bei uns überprüfen und wahrnehmen, um im 2. Schritt alleine oder mit Hilfe an einer Reduzierung arbeiten zu können. Leichter gesagt als getan…
Vielleicht können Euch jedoch einige grundsätzliche Empfehlungen der Psychoneuroimmunologie einen Impuls zu positiven Veränderungen geben:
– Nichts auf Dauer aushalten, was unglücklich macht
– Hindernisse als Herausforderung annehmen
oder auch einfach
– eine optimistische Lebenseinstellung
Schlaf
Na klar – wir alle wissen um den Wert unseres Schlafes: während einer ausreichend langen und ungestörten Schlafphase regeneriert sich unser Körper Nacht für Nacht.
Da ist es nicht weiter verwunderlich, dass auch für unsere Immunkräfte diese Ruhestunden immens wichtig sind: denn – unser Immungedächtnis festigt und sichert sich in der Schlafphase. Wertvolle Zeit also für unseren Körper!
Daher lautet die Empfehlung regelmäßig und ausreichend, am besten 7 Stunden oder mehr, zu schlafen, damit sich ein funktionierendes Immungedächtnis ausbilden und dauerhaft effektiv bleiben kann.
Darmflora
Vielleicht habt Ihr den Begriff des Darmimmunsystems schon mal gehört oder gelesen. Er macht uns klar, dass unser Darm mehr als nur ein Verdauungsorgan ist: mehr als 2/3 aller körpereigenen Immunzellen sind hier in unserem Darm angesiedelt! Wahnsinn! Da verwundert es auch nicht, dass die Gesunderhaltung des Darms und insbesondere der Darmflora eine entscheidende Bedeutung für ein starkes Immunsystem besitzt. Mit der richtigen Ernährung und hochwertigen Probiotika, also gesunderhaltende Bakterienstämme, können wir dank der intensiven Forschung auf diesem Gebiet in den letzten Jahren unsere Abwehrkräfte auch durch Darmflora-Aufbau wieder fit machen.
und zum guten Schluss eines meiner Lieblingsthemen….:
Kälte
Uuuhhhh – Stärkung des Immunsystems durch Abhärtung …. – zugegeben – das ist nicht jedermanns Sache. Doch wer es probiert, den Schweinehund überwinden kann und langfristig dabeibleibt, der spürt den positiven Effekt recht schnell.
Ich kann ein Lied davon singen: ständig erkältet habe ich selbst vor über 20 Jahren ganz verzweifelt mit den Kaltduschen begonnen. Innerhalb nur eines Jahres hat sich meine Abwehrkraft enorm gesteigert: keine wochenlangen Infekte mehr, keine Antibiotika mehr seither, viiiel mehr Lebensqualität.
Mein Tipp: es lohnt sich zu probieren!
Wie Ihr die Kältereize in Euren Alltag einplant, könnt Ihr entscheiden: ob kaltes Abduschen am Morgen, ob Kneipp´sche Wechelbäder der Füße, ob Saunagänge mit kalten Güssen oder sogar der Besuch in einer Kältekammer – wesentlich ist der behutsame Beginn zu einer Zeit, in der Du Dich gesund fühlst, um dann allmählich zu steigern und – wichtig – regelmäßig wiederholen.
Wenn Euch das gelingt, habt Ihr eine zeitsparende, preiswerte, effektive und langfristige Möglichkeit zur Steigerung Eurer Immunkraft gefunden.
Seid Ihr noch bei mir? Super – alle Achtung! Soo viel wollte ich gar nicht schreiben…. aber es ist so geflossen…. ist halt ein wichtiges und wertvolles Thema, wenn es um Gesundheit und Gesundheitserhaltung geht.
Ich hoffe, Ihr hattet auch ein wenig Spaß beim Lesen – und habt vielleicht sogar die ein oder andere Anregung gefunden… – es würde mich sehr freuen!
Eure Claudia Klaeser-Berens
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